Arbeiten im Alter
Angesichts der aktuellen Debatten rund um das Arbeiten im Alter richtet der OÖ Seniorenbund eine klare Frage an Politik und Wirtschaft: Wer ist tatsächlich bereit, Seniorinnen und Senioren zu beschäftigen?
Frühpension und internationale Vergleichswerte
„In den anhaltenden politischen Diskussionen über die Staatsfinanzen und Budgeteinsparungen sind Fragen zur Pension allgegenwärtig. Der Eindruck entsteht, als könne nur über Pensionsreformen das staatliche Budget wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Seniorinnen und Senioren sind bereit ihren Beitrag zu leisten, es muss ihnen aber auch ermöglicht werden!“, halten Landesobmann Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Pühringer und Landesgeschäftsführer Bundesrat Mag. Franz Ebner fest.
Ein zentrales Problem sei, dass viele Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor deutlich zu früh in Pension gehen. Das durchschnittliche Pensionsalter liegt bei Männern derzeit bei 62,2 Jahren, bei Frauen bei 60,2 Jahren. Positiv sei, dass die Erwerbsquote der 55- bis 65-Jährigen in den letzten 20 Jahren von rund 28 % auf rund 57 % gestiegen ist – international betrachtet bleibt dieser Wert jedoch niedrig.
„Der OÖ Seniorenbund begrüßt alle sinnvollen Maßnahmen, um das tatsächliche Pensionsantrittsalter möglichst rasch an das gesetzliche heranzuführen – ein erklärtes Ziel auch der aktuellen Bundesregierung“, so Pühringer und Ebner.
Aber die ganz entscheidende Frage, die tatsächlich zu einer höheren Beschäftigung älterer Arbeitnehmer führt, bleibt weitgehend unbeantwortet: Wer gibt den Senioren die geeigneten Arbeitsplätze! Vor allem den über 65-Jährigen, die bereit sind unter den neuen verbesserten Rahmenbedingungen (keine Pensionsbeiträge und 25 % Steuer/Flatex) weiterzuarbeiten, wenn schon die Wiedereingliederung von 56- oder 58-Jährigen in den Arbeitsmarkt oft zu einem erfolglosen Spießrutenlauf ohne positiven Ausgang wird. Oft werden dutzende Bewerbungen nur mit der einzigen Begründung – „zu alt – es gibt jüngere Bewerber“ – abgewiesen! Das führt u.a. auch dazu, dass die Erwerbsquote der über 55-Jährigen relativ niedrig ist!
Klare Maßnahmen erforderlich!
Der Landesvorstand des OÖ Seniorenbundes hat sich daher in seiner konstituierenden Sitzung am 1. Juli nicht nur dafür ausgesprochen, sondern fordert auch ausdrücklich, positive Anreizmodelle für jene Betriebe zu entwickeln, die gezielt ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen – und auch für eine bestimmte Zeit im Betrieb halten. Die konkrete Ausgestaltung solcher Begünstigungen bedarf noch der Ausarbeitung und Diskussion, aber klar ist: Anreize wirken besser als Druck – Wir können keine verängstigten Unternehmer brauchen – sondern motivierende!
Teilpension als positives Signal
Positiv hervorgehoben wird die neue Regelung zur Teilpension. Denn diese ermöglicht ab 2026 einen flexiblen, stufenweisen Übergang vom Arbeitsleben in die Pension mit fairen finanziellen Rahmenbedingungen und der Chance, länger beruflich aktiv zu bleiben. „Man muss sich nicht zwischen Vollzeitarbeit und Vollzeitpension entscheiden, sondern man kann sowohl einen Teil weiterarbeiten als auch einen Teil in Pension sein“, erklären Pühringer und Ebner.
Abschließend betonen Pühringer und Ebner:
„Die Beschäftigung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darf nicht ausschließlich unter Kostenaspekten bewertet werden. Wer ältere Menschen in Pension schickt, verliert auch deren Erfahrung, Fachwissen, Verlässlichkeit und soziale Kompetenz.“